„Going-light-Syndrom“ beim Wellensittich

Wellensittich Paul schläft länger. Die Feststellung an sich klingt nicht bedrohlich, doch die Tierhalterin lässt den Vogel vom Tierarzt durchchecken. Der Tierarzt diagnostiziert den Erreger Macrorhabdus ornithogaster, Auslöser des „Going-light-Syndrom“, auch Megabakteriose genannt. Die Namensgebung ist irreführend, handelt es sich doch nicht um ein Bakterium, sondern um eine Hefepilzerkrankung des Magen-Darmtraktes. Wellensittiche sind unter den Vögeln häufig betroffen.

Zur Diagnosefindung kann die mi-kroskopische Kotuntersuchung Aufschluss geben, doch da die Pilze nicht immer im Kot zu finden sind, hilft auch ein Abstrich aus dem Kropf oder das Röntgen, um Veränderungen z.B. am Drüsenmagen festzustellen. Möglich ist es, dass im Allgemeincheck des Vogels der Erreger entdeckt wird, obwohl das Tier bislang keine Symptome gezeigt hat. Wellensittiche können den Pilz in sich tragen, ohne dass er ihnen Schwierigkeiten bereitet. Dennoch liegt es an der Einschätzung des Tierarztes, ob der Wellensittich medikamentös eingestellt werden muss. Die Erkrankung macht sich in Schüben bemerkbar und setzt dann dem Vogel zu. Der Tierarzt entscheidet weiteres Vorgehen und kann bei rechtzeitiger Diagnose dem Wellensittich helfen. Unbehandelt kann das Tier sterben. Problematisch ist bei der Megabakteriose der rasche Gewichtsverlust bei gutem, manchmal sogar gesteigertem Appetit. Auch andere Erkrankungen verursachen einen Gewichtsverlust. Deshalb ist es ratsam, das Tier regelmäßig zu wiegen, vorzugsweise einmal pro Woche.

Paul wird gegen das „Going-Light-Syndrom“ behandelt, muss aber nicht von seinen gefiederten Freunden getrennt werden. Der Hefepilz ist generell unter den Populationen weit verbreitet, eine Ansteckung ist zwar denkbar, aber nicht bestätigt. Eine Trennung von dem Schwarm würde für das Tier Stress bedeuten und Stress wird als ein entscheidender Faktor vermutet für den Ausbruch der Krankheitsschübe. Weitere Ursachen für Stress können sein, z.B.: Umstellung der Lebensstruktur (Verlust von Artgenossen, Neuzugänge), Streitigkeiten unter den Tieren, Änderung der Voliere, falsche Ernährung, andere innere Erkrankungen, Tumore.

© Vogelkundlicher Tierarzt Dr. Thomas Meyer, Kappeln